Einmal in den Norden

 

Ich muss gestehen, dass mir die Vorstellung, diese ereignisreichen Wochen in einem Blogeintrag zusammenfassen zu müssen, lange ein Gräuel war. Aber irgendwann muss dieser Teil der Geschichte ja mal erzählt werden, nicht wahr?

 

 

 

An einem kalten neuseeländischen Wintertag, der eigentlich gar nicht so kalt war, wie der Winter in Europa auf der anderen Seite des Globus, stand die Dana früh auf, um sich mit ihrer potentiellen neuen Reisebegleitung Bianca zum Frühstück zu treffen. Die Dana war ein bisschen gespannt darauf, was denn da kommen würde, denn sie hatte tagelang nicht daran gedacht, auf das Internetprofil von Bianca zu schauen und war erst aufgrund eines Hinweises ihrer Gastgeberin darauf gekommen, dass man ja mal das Alter erforschen und sich ein Foto anschauen könnte. Ihre Neugierde aufs Alter wurde zu ihrer Zufriedenheit gestillt. Doch die Fotos waren frustrierend nutzlos, zeigten sie doch die Bianca mit übergroßer Sonnenbrille und unter Vollmaskierung beim Tauchen. Und so musste die Dana warten, was nicht schlimm war, weil sie das nämlich sehr gut kann.

 

 

 

Bianca stellte sich als sympathische Bekanntschaft heraus, die voller Energie und Tatendrang war. Nach einem gemütlichen Frühstück und einer Runde Wintersachen kaufen (für meine frisch aus Australien angereiste potentielle Reisebegleitung) haben wir uns dazu entschlossen, zusammen für drei Wochen ein Auto zu mieten. Die Entscheidung wurde beim Thailänder kräftig mit Bier und Sprite begossen und am nächsten Tag ging's dann auch schon los.

 

 

 

Nachdem wir am nächsten Tag all unsere Habschaft im Auto verstaut hatten, sind wir zum Mout Eden gefahren und haben von oben einen letzten Blick auf die Stadt geworfen, die, so traurig das ist, schon nach ein paar Tagen recht eintönig werden kann. Wir sind also so schnell wir konnten aus der Stadt raus und in Richtung Maungaturoto gefahren, wo wir noch mal eine Nacht auf der Farm verbringen wollten, die mich die letzten Wochen beheimatet hatte. Für mich stand eindeutig fest: Ich musste meinen kleinen Namensgefährten kennenlernen!

 

Neben dem kleinen schwarzen Lämmchen namens Dana gab es außerdem noch zwei unterschiedlich farbige Zwilligslämmchen. Sind sie nicht absolut Zucker?

 

 

Die beiden zusammen sind ein wenig anstrengend für Mama-Schaf, so dass Bianca und ich auch noch die Chance bekommen haben, sie am Abend mit der Flasche zu füttern. Die Rückkehr hat sich definitiv gelohnt!

 

 

 

Danach ging es Richtung Whangarei weiter und der Tag stand unter dem Motto "kannibalistische Glühmaden", die in Neuseeland romantischer weise "Glühwürmchen" genannt werden. Diese Zöglinge eines moskitoartigen Insekts locken andere Insekten mit ihren leuchtenden Exkrementen in Spinnennetz-ähnliche Fäden, die von der Decke hängen, und essen sie dann auf. Das allererste Leuchten jedes einzelnen Würmchens wird übrigens durch das Verspeisen der lieben Geschwister erzielt. Was diese durchaus realistische Darstellung dieser Wesen nicht enthält, ist die Beschreibung des Effekts, welchen eine ganze Kolonie dieser Glühwürmchen in einer dunklen Höhle hat.

 

Ich sage nur: Sternenhimmel!

 

 

Es ist wirklich ein sehr außergewöhnliches Erlebnis!

 

Um dieses Erlebnis zu erreichen, darf man sich allerdings nicht scheuen, seine Schuhe auszuziehen und durch eiskaltes Höhlenwasser zu waten, von spitzen Steinen malträtiert zu werden und sich generell total dreckig zu machen. Außerdem ist der Besitz einer Stirnlampe, mit der man zusätzlich auch noch den Luxus von zwei freien Händen genießt, dringen zu empfehlen.

 

 

Wir haben in der Umgebung von Waipu und Whangarei ca. 2-3 Höhlen besucht und haben vernünftigerweise damit einige ausgelassen, deren Einstieg zu anspruchsvoll war. Die Höhlen sind mit dem Auto gut zu erreichen und, wenn man sie gefunden hat, komplett frei von von Menschenhand aufgestellten Barrieren und Kletterhilfen, oder, was das betrifft, überhaupt frei von jeglichen Touristen (wenn man Glück hat und nicht gerade ein paar andere Abenteurer in der Nähe sind).

 

 

Die nächste Station hieß Paiha. Die kleine Ortschaft ist der wahrscheinlich geschichtsträchtigste Ort Neuseelands und wirklich wundervoll gelegen. Das heißt...sehr sicher ist er im Sommer, wenn es warm ist und nicht regnet, ein wirklich wundervoller Küstenort. Da wir leider mit keinem dieser beiden Dinge gesegnet wurden, war es, um es in einem Wort zu sagen: nass.

 

Paiha war nass und der wahrscheinlich geschichtsträchtigste Ort Neuseelands, also haben wir ihn uns natürlich trotzdem angesehen. Wir haben das Zerren des Windes an unseren Regenjacken ebenso ignoriert, wie die grauen Wolken, die uns pausenlos dicke Regentropfen ins Gesicht warfen.

 

Die Waitangi Treaty Grounds sind der Ort, an dem das Land so etwas wie eine Verfassung bekommen hat, eine Fahne, und an dem die europäischen Einwanderer mit den Maoris (die auch nur Einwanderer sind, aber die waren zuerst da) Frieden geschlossen haben. Na, wenn das nichts ist! Zu sehen gab es eine Galerie, ein altes Holzhäuschen von einem Europäer und ein Holzhäuschen von den Maoris, in dem wir einmal den Tourischnickschnack mitgemacht und uns eine Kulturperformance angeschaut haben.

 

Mit einem kleinen Umweg über eine von Hundertwasser gestaltete Toilette in Kawakawa sind wir dann nach Kerikeri gefahren, um den Abend in diesem Mistwetter mit Pizza und Film gebührend ausklingen zu lassen.

 

 

 

 

In Kerikeri steht das älteste Steinhaus Neuseelands, was ganze 180 Jahre auf dem Buckel hat (bitte an dieser Stelle vor Ehrfurcht auf die Knie fallen)! Das konnten wir uns nicht entgehen lassen!

 

Nach einer Viertelstunde, die dem altehrwürdigen Gebäude gebührte, und in der wir einen kurzen Spaziergang in der Umgebung gemacht haben, sind wir dann in Richtung Cape Reiga gefahren. Dies ist der nördlichste Punkt der Insel und nach dem Glauben der Maori der Ort, an dem die Geister der Verstorbenen in den Himmel steigen. Bei uns muss gerade Rush-Hour auf dem Seelenhighway gewesen sein, denn es hat uns da oben fast weggeweht!

 

Zudem ist das Cape der Ort, an dem die Tasmanische See auf den Pazifik trifft. Ich möchte behaupten, dass man das ein bisschen sehen konnte, aber vielleicht war es auch nur Einbildung. Insgesamt war das Cape eher eine „Ich-war-da-Erfahrung“, denn so richtig von den Socken gehauen hat es nicht.

 

Anders als die großen Sanddünen, die wir auf dem Weg dahin bestiegen haben. Diese meterhohen Sandriesen befinden sich entlang des 90-Mile-Beach und sind wirklich nicht wenig beeindruckend. Zumindest für jemanden, der noch nie in einer Wüste war. Also jemand wie ich. Ich war auf jeden Fall beeindruckt! Und so bin ich fröhlich auf den Dünen rumgetobt, deren Illusion einer Sandwüste nur durch den leichten Regen und die Kälte gestört wurde, und hab Sandengel gemacht. Ich bin tatsächlich versucht, im Sommer hierher zurückzukehren und ein bisschen Sandboarding zu machen.

 

 

Den Abend haben wir in Opononi verbracht, was wieder ein wundervoller Küstenort sein könnte...wenn da nicht das Wetter wäre...

 

Unsere Gastgeberin hat uns aber den Tag schön versüßt, indem sie uns zu einer befreundeten Farm mitgenommen hat, die gerade frische Kälber bekommen hat. Absolut Zucker!

 

Dann sind wir zum Waipoua Forest gefahren, Heimat der größten noch lebenden Kauribäume Neuseelands! Diese Bäume sind zwischen 2000-3000 Jahre alt und der größte Baum, Tane Mahuta, erreicht eine Höhe von 18 Metern und über 4 Metern Durchmesser. Es ist schon beeindruckend, zwischen so großen Bäumen zu laufen.

 

Da wir einmal damit angefangen haben, haben wir den restlichen Tag auch noch dem Thema Kauri gewidmet und sind auch noch zum Kaurimuseum gefahren, welches uns allerdings nicht ganz so sehr gefallen hat. Naja, man kann ja nicht immer Glück haben, oder?

 

 

Das Glück war uns dann am Abend wieder hold, als wir eine Übernachtung bei einem sehr netten Pärchen in Clevedon gefunden haben. Dazu muss man sagen, dass unsere Chancen auf so ein Plätzchen immer 50/50 standen, da wir uns eigentlich immer erst ab ca. 16 Uhr um eine Übernachtungsmöglichkeit gekümmert haben. Für mich eine recht neue Art zu reisen, aber sie hat eigentlich immer funktioniert! Dazu haben wir nur vier Dinge gebraucht: ein Handy mit Internet, einen AirBnB und einen booking.com Account und... den Winter! Einmal hat er uns wirklich etwas genützt, denn im Winter sind deutlich weniger Touristen unterwegs, so dass auch tatsächlich viele Unterkünfte noch freie Plätze hatten. Diese Art zu reisen würde sich im Sommer sicherlich als schwierig erweisen, wenn man kein Notfallzelt hinten im Kofferraum hat.

 

 

 

In Clevedon haben wir am nächsten Tag zuallererst einmal unsere Feinschmeckervorräte auf einem Foodmarket in der Nähe aufgestockt und sind dann auf die Coromandel Halbinsel gefahren. Endlich sind wir dem schlechten Wetter entkommen und die Sonne hat den ganzen Tag für uns gescheint! Mit so viel Motivation war es wenig verwunderlich, dass wir auf den ersten Hügel gekraxelt sind, den wir gefunden haben. Dann ging es weiter zur Cathedral Cove, einem natürlichen Durchgang in einem Felsen an einem wunderschönen Strand, der wie eine große Kathedrale aussieht. Das war definitiv unser unangefochten schönster Mittagsplatz überhaupt!

 

An diesem Strand wurde außerdem der Anfang des Fantasyfilms Narnia (Teil 2) gedreht, was mein kleines Fantasy-liebendes Herz höher schlagen ließ!

 

 

In unmittelbarer Reichweite dieses Plätzchens befand sich auch unser auserwählter Schlafplatz. Wobei Schlafplatz in dieser Nacht etwas falsch formuliert war, denn das war es nicht, was wir vorhatten. Um Punkt Mitternacht hat uns unser Wecker aus dem Bett geholt und wir sind, bewaffnet mit einem Spaten und einer Stirnlampe, durch die stockdunkle Nacht geschlichen. Unser Weg führte uns durch ein Stückchen Busch hinunter zum Strand, der um diese Uhrzeit (und im Winter) natürlich menschenleer war. Unter den funkelnden Sternen fingen wir an zu graben...

 

 

 

Das besondere an diesem Strand ist nämlich, dass dort unter dem Sand zwei heiße Quellen entspringen, die nur bei Ebbe zugänglich sind. Wenn man also ein geeignetes Werkzeug zur Hand hat (Spaten), kann man sich seine eigene Badewanne in den Sand buddeln, um sich dann, ungeachtet der Temperatur des Meerwassers, in eine bis zu 64°C heiße mit Quellwasser gefüllte Sandwanne sinken zu lassen. Unsere nächste Ebbe war für Mitternacht angesagt, und so kam eins zum anderen und wir haben die Gelegenheit genutzt, um am Strand ein heißes mitternächtliches Bad unter Sternen zu nehmen. Kann ich wirklich nur empfehlen! Hilft definitiv dabei, jegliche Art an Verstimmung wegen vorangegangenen Regenwetters wieder gut zu machen!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Steffi (Donnerstag, 17 August 2017 09:43)

    Endlich mal was Neues aus Neuseeland. Die Fotos sind toll. Kauri-Bäume und Coromandel Halbinsel können wir vormerken. Ansonsten weiter viel Spaß.

  • #2

    Jan (Mittwoch, 23 August 2017 21:45)

    Ich will auch Urlaub haben und mir eine Sandbadewanne buddeln!

    Danke für die Fotos und weiterhin viel Spaß und viele tolle Erlebnisse!

  • #3

    Maria (Freitag, 20 April 2018 17:56)

    Die Cathedral Cove sieht wirklich unirdisch schön aus! Und die Vorstellung, um Mitternacht eine heiße Badewanne in den Strand zu buddeln ist auch phantastisch. Nur schade, dass es während Eures Trips noch so kalt und nass war...