Von Hobbits, Höhlen und heißen Quellen

 

Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick haben wir uns vom Hot Water Beach verabschiedet und sind nach Karangahake gefahren. Aus einem alten Bergbaugebiet ist hier ein mysteriöser Abenteuerspielplatz für kühne Hobbyentdecker entstanden. Die alten Stollen wurden, falls zu gefährlich, abgesperrt und andere zum Erkunden freigegeben. Einige Wanderwege führen durch die alten Stollen durch, geben immer mal einen Blick auf die umliegenden Berge frei und führen entlang stillgelegter Fördergleise, die langsam von der Natur zurückerobert werden.

 

Auch hier haben sich mal wieder meine Stirnlampe und die wasserfesten Schuhe bewährt.

 

Nach diesem kleinen Abenteuer haben wir den Abend in Matamata verbracht. Die Unterkunft war so naja, aber die Vorfreude auf den nächsten Tag hat uns bei Laune gehalten.

 

 

Der nächste Tag kam und...aber Moment mal, ist es wirklich Tag?

 

Bianca, kannst du da vorne die Laterne noch sehen? War die nicht recht nah an unserem Fenster???

 

 

 

Dicke Nebelschwaden zogen durch die Straßen und ließen alles in mehr als 10 Meter Entfernung in einer dicken nass grauen Wand verschwinden. So hatten wir uns unseren Besuch in Hobbingen nicht vorgestellt. Würden wir die Hobbithöhlen so überhaupt sehen???

 

Mit leicht gedämpfter Stimmung haben wir uns ins Auto gesetzt und sind zur Heimat des kleinen Volkes und Schauplatz vieler Mittelerdeverfilmungen gefahren. Auch nach unserer Ankunft war wortwörtlich keine Besserung in Sicht. Doch hartnäckig wie richtige Fans eben so sind, haben wir uns in dem kleinen Café vor Ort häuslich eingerichtet und die Sache bei Kuchen und heißer Schokolade einfach ausgesessen. Nach drei Stunden wurden wir mit strahlend blauem Himmel belohnt. Na bitte, geht doch!

 

 

 

Flux waren dann die Tickets gekauft und bald schon begann unsere Tour durchs Hobbitdorf!

 

Hobbits haben wir nicht gesehen, dafür aber recht viele Schafe und kleine gefiederte Bewohner. Und das große Highlight für mich war, dass (im Gegensatz zu meinem Besuch vor drei Jahren) auch endlich eine nicht-alkoholische Getränkevariante im Pub Zum grünen Drachen angeboten wurde.

 

 

 

 

Die Nacht haben wir in der lieblich nach Schwefel duftenden Stadt Rotorua verbracht, die dank ihrer Lage in einem vulkanisch aktiven Gebiet, mit vielen heißen Quellen und faszinierenden Naturparks lockt.

 

 

Der wahrscheinlich bekannteste Park der Gegend ist das Wai-O-Tapu Wonderland, in dem man auf abgesicherten Pfaden durch eine rauchende Landschaft laufen kann. An Schwefelhöhlen und blubbernden Schlammlöchern vorbei und über über 100°C heiße Tümpel hinweg. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, bei dem die ersten Siedler gedacht haben müssen, dass sie direkt in den Vorhof der Hölle geraten sind.

 

 

Und wenn man schon einmal die Chance hat, dann geht man an so einem Ort natürlich auch in ein Spa und seift sich mal so richtig schön mit einer Packung frischem Schlamm ein. Dieser Spaß hat dafür gesorgt, dass wir die nächsten drei Tage Schwefeldämpfe ausgeströmt haben und wir an jedem Ort Privatsphäre bekommen haben, wo Bianca ihr Handtuch aus der hermetisch abgeriegelten Tüte geholt hat.

 

 

 

Die folgenden Tage waren leider weniger spektakulär. Sowohl das Wetter als auch das Leben haben uns ein paar Kieselsteine in die Schuhe gelegt. Meine Reisebegleitung und ich haben nacheinander einen kleinen Magen-Darm-Virus ausgebrütet, der uns nach Taupo begleitet, und die Tage ein wenig vermiest hat. Außerdem ist Biancas Brille glatt in der Mitte durchgebrochen, nachdem sie eine Nacht darauf geschlafen hat und wir haben sehr viel Zeit darauf verwenden müssen, sie in irgend einer Weise zu reparieren. Das Wetter hat bei der kleinen Runde mieser Laune mitgemacht und den Blick auf die sonst wahrscheinlich sehr hübsche Landschaft versperrt. Also ist es bei einem Spaziergang um den See und einer Partie Minigolf geblieben.

 

 

Um unsere Laune aufzubessern und weil wir's konnten, haben wir uns ein paar Tickets für ein Queen Konzert besorgt, welches pünktlich zu unserer Ankunft in Wellington stattfinden würde.

 

 

Zum Glück ging es mit unserer Gesundheit pünktlich bei der Ankunft an unserer nächsten Destination wieder bergauf. Um das zu feiern (und uns eventuell das nächste Übel einzufangen...so was wie eine Unterkühlung...oder wahlweise auch eine fette Grippe...) haben wir uns eine Höhlenraftingtour in einer der Höhlen von Waitomo gebucht.

 

 

Auch die dicken Neoprenanzüge konnten über die vielleicht 12-14°C Wassertemperatur nicht hinwegtäuschen. Ausgerüstet mit einem Helm, einer Stirnlampe und einem großen Gummireifen sind wir mit unserer Gruppe durch die Höhle gekrabbelt, gesprungen und getrieben und haben dabei die Felsformationen und die Glühwürmchen bewundert. Ab dem Moment, als ich meine Hände gar nicht mehr spüren konnte, war es auch nur noch halb so kalt. Trotzdem waren wir natürlich alle unglaublich dankbar für die heißen Duschen danach und die schöne warme Suppe...

 

 

Am nächsten Tag haben wir die Gegend um die Höhlen in einer kleinen Wanderung noch einmal genauer erkundet und sind dann, an einigen kleineren und größeren Naturwundern am Straßenrand anhaltend, bis nach New Plymouth gefahren. Natürlich war uns von Anfang an klar, dass wir den weit sichtbaren Vulkan Mt. Taranaki nicht komplett besteigen konnten, aber wir sind so weit hochgeklettert, wie wir kommen konnten.

 

 

Das nächste Ziel hieß: Whanganui. Diese für neuseeländische Verhältnisse recht große Stadt beherbergt viele kleine Künstlerateliers, die es, zumindest für mich, sehr attraktiv gemacht haben. Doch auch hier hat uns das Wetter den Stadtbummel vermiest. Wir haben das hiesige Schwimmbad besucht, uns eine kuschelige Unterkunft gesucht und sind am nächsten Tag ein paar Ateliers und Galerien abgelaufen. Der Durie Hill Elevator, welcher einen recht hoch gelegenen Stadtteil mit der Innenstadt verbindet, wurde 1919 eröffnet und bietet jedem Lauffaulen einen kleinen Adrenalinschub.

 

 

 

 

Im nahe gelegenen Palmerson North haben wir die nächste Nacht in einem Hippie-Trailer auf einem Selbstversorger-Ökohof geschlafen und ich habe die erste Yogastunde meines Lebens bekommen.

 

Es war nicht so schlimm, wie ich dachte, aber ich denke, dass ich eine sehr abgespeckte Yogaversion bekommen habe. Zumindest taten mir bei der Wanderung am nächsten Tag keine seltsamen Ecken meines Körpers weh und ich konnte die schöne Landschaft genießen. Wir sind extra auf einen etwas weiter entfernten Aussichtspunkt gefahren, um die fantastische Aussicht auf die mit Schafen gesprenkelten Hügel so richtig genießen zu können.

 

Unser nächster Schlafplatz, Levis, war dann gar nicht mehr so weit von unserer Endstation, Wellington, entfernt.

 

Treppen, Treppen und nochmals Treppen, musste ich am nächsten Tag mir und Bianca zuliebe laufen, um auf einen Aussichtspunkt zu gelangen, der quasi schon am Stadtrand von Wellington war. Die Aussicht hat sich sicherlich gelohnt, aber der Schreck saß tief, als Bianca plötzlich ausgerutscht ist und mit verstauchten Fuß quer auf dem Weg lag. Demzufolge etwas angeschlagen haben wir unsere Unterkunft erreicht und ich war etwas nervös, was nun aus dem Abend werden würde. Doch ein Mädchen, das zum Queen-Konzert will, kennt keinen Schmerz! Und so sind wir pünktlich in die Stadt reingefahren und haben einen tollen Abend im St. James Theatre genossen, bei dem wir den Altersdurchschnitt nur ein kleines bisschen gedrückt haben.

 

 

Wir waren also in Wellington angekommen und der letzte gemeinsame Tag mit unserem Auto brach an. Es war auch der vorletzte Tag meiner Reise mit Bianca, denn sie würde dann die Fähre zur Südinsel nehmen und dort ihr Abenteuer alleine weiterführen, während ich fürs erste in der Stadt bleiben wollte. Um noch einmal einen krönenden Abschluss für unsere gemeinsame Zeit zu haben, sind wir in Richtung Cape Palliser gefahren und haben auf dem Weg dahin bei den Pinnacles halt gemacht. Die Pinnacles sind sehr interessante Sandsteinformationen, die unter anderem auch als Kulisse für eine Szene im Herr der Ringe dienten. Unsere Wanderung führte uns zuerst durch den Wald zu den Pinnacles hin, dann durch die Formationen durch und anschließend am Fluss entlang zurück. Und wenn ich „am Fluss entlang“ sage, dann meine ich natürlich mehrmals den Fluss überquerend, und immer wieder fluchend, wenn wir die Wegmarkierungen auf der anderen Seite des schnell fließenden Wassers erspähten. Am Ende waren wir unglaublicherweise trocken und wahre Meister darin, mit Hilfe mehrerer größerer Steine übers Wasser zu hüpfen. Das Wetter war wundervoll und die Landschaft unglaublich! Einen besseren Abschluss hätten wir uns nicht wünschen können.

 

 

Nach der Wanderung haben wir uns noch mal ins Auto gesetzt und sind den Weg fast bis ganz zum Cape gefahren. Es gab ein letztes Mal ein paar Momente, in denen sich meine Finger aufgrund der Straßenverhältnisse am Sitz festgeklammert haben und dann hatten wir unser Ziel, eine Robbenkolonie am Straßenrand, erreicht. Wenn man nicht aufpasste, konnte man hier über die gut versteckten Robben fast drüber stolpern. Wir haben einen tollen Sonnenuntergang beobachtet, haben den Plan, unser Abendessen hier zu kochen, aufgegeben, nachdem wir bemerkt haben, dass wir nicht mehr genug Wasser für eine Suppe hatten, und sind dann in der Abenddämmerung zurückgefahren.

 

 

 

Und damit endet das erste Abenteuer auf der Nordinsel. Ich werde versuchen, in Wellington zu überwintern und mich dann, sobald es wärmer ist, wieder auf den Weg machen.

 

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Jan (Freitag, 01 September 2017 06:14)

    Tolle Bilder sind das! Da werde ich ziemlich schnell ziemlich neidisch...

  • #2

    steffi (Freitag, 01 September 2017 09:23)

    Die Blubber-Landschaft von Rotorua sieht ja gut aus.

  • #3

    Maria (Freitag, 20 April 2018 18:05)

    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll bei lauter Begeisterung! Hobbiton ist natürlich ein absolutes Muss, auch auf unserer Weltreise. Und ob ich mir abgefrorene Finger bei der Höhlenraftingtour holen möchte, bezweifle ich sehr...
    Aber Deine Bilder von dieser wundervollen Landschaft - die könnte ich mir ewig anschauen.
    Ganz lieben Dank für den tollen Post und die Fotos!