Die letzte Etappe

 

Lange habe ich gebraucht, um mich an diesen Blogeintrag heranzuwagen. Erschwert nicht nur dadurch, dass dies die letzte Etappe meiner Reise war und ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland andere Dinge zu tun und im Kopf hatte, als diesen Eintrag zu schreiben, sondern auch dadurch, dass es mir dieses Land nicht leicht gemacht hat und es für mich ebenso schwierig ist, diesen Text zu schreiben, wie durch Korea zu reisen.

 

 

 

Warum eigentlich Korea?

 

Neugierig geworden auf dieses Land bin ich durch meine Liebe zu koreanischen Seifenopern. Diese waren sozusagen die logische Folge von meinem Konsum ihrer japanischen Counterparts. Ich hatte also jede Menge Vorstellungen von diesem Land in meinem Kopf und brannte geradezu darauf, dieses Fleckchen Erde zu erkunden.

 

 

 

Empfangen wurde ich von der bereits aus Japan bekannten brütenden Hitze, welche die vielen zubetonierten Flächen von Busan bereits wochenlang erwärmt hatte und die Stadt in einen Schmelzofen verwandelte. Auch die Nähe zum Meer half nur bedingt bei der Belüftung, da viele Hochhäuser den Weg einer eventuellen Brise versperrten. Trotzdem fand ich alles absolut neu und spannend und ließ mich nicht entmutigen, als sich der Erwerb einer neuen Telefonkarte als entweder sehr kostspielig oder aufwändig herausstellte. Endlich im Hostel angekommen, welches sich als sehr angenehm herausstellte, begab ich mich auf Nahrungssuche. Die Anzeichen dafür, dass dies so ziemlich die nervenaufreibenste Beschäftigung meiner Zeit in Korea werden sollte, waren da, aber ich störte mich nicht daran. Ich suchte mir einen kleinen Eckimbiss und bestellte mir eine Portion frittiertes Hähnchen, welches sich als Portion für zwei bis drei Personen herausstellte. Tja, blöd, wenn man kein Koreanisch spricht und niemand Englisch kann. Aber fürs Erste war ich satt.

 

 

 

Busan ist eine am Meer gelegene Großstadt im Süden Südkoreas, welche in Korea besonders berühmt für ihre Stadtstrände ist. Haeundae ist der bekannteste unter ihnen und verspricht Sommerspaß mit 10.000 Freunden. Mein Hostel lag ca. 10min. Fußweg von diesem Strand entfernt, auch wenn ich mich nicht ganz dazu durchringen konnte, mich hier ins Getümmel zu stürzen. Denn wer mich kennt, weiß: Ich schau's mir gerne an, aber im Meer baden gehe ich nicht wirklich gerne...

 

Und so suchte ich mir lieber eine Touristinformation und machte eine Stadtrundfahrt, um einen Überblick über diesen Ort zu bekommen. Wie viele koreanische Städte schmiegten sich steile Wolkenkratzer an grüne Berghänge und füllten fast das gesamte vorhandene Flachland aus. Da nicht mehr einigermaßen ebenerdiger Platz vorhanden war, wurde eben in die Höhe gebaut.

 

Ich sah beeindruckende moderne Gebäude, das größte Shoppingcenter der Welt und kleine bunte Häuschen, die sich an die steilen Hänge schmiegten und denen ein Flair von Südamerika anhaftete.

 

Vor allem aber konnte ich wirklich nur sehen, denn eine englische Ansage gab es im Bus nicht. Unablässig plapperte die Stimme munter auf Koreanisch vor sich hin und ließ mich, wahrscheinlich als einzigen Ausländer an Bord, über viele Dinge im Ungewissen.

 

 

Am nächsten Tag besuchte ich den Yongkung Tempel, der wohl zwischen all den koreanischen Bergtempeln eine Besonderheit darstellte, da er von den Klippen aus direkt aufs Meer blickte.

 

Nach vielem Hin- und Her, was die richtige Buslinie zum Tempel anging, wagte ich endlich den Ritt. Die Schwierigkeit besteht darin, die Hieroglyphen der koreanischen Sprache richtig zu entschlüsseln, um in den korrekten Bus einzusteigen und dann bloß die richtige Haltestelle mit Hilfe von GPS auf dem Handy zu erwischen, denn nach lateinischen Schriftzeichen oder irgend einer des englischen mächtigen Person sucht man hier vergebens.

 

 

 

Durch eine lange Reihe von Tierkreisfiguren am Eingang des Tempels geht man eine schmale Treppe hinab, die durch Bambustunnel und kleine Orte der Andacht zum Haupttempel führt. Dieser ragt in bunten Farben aus den rohen grauen Felsbrocken heraus und gibt einen herrlichen Kontrast zum tiefblauen Meerwasser. Den besten Blick auf die mehrstufige Anlage hätte man wahrscheinlich von einem Boot vom Wasser aus. Wie in den meisten Tempeln in Südkorea betet man hier zu Buddha.

 

 

 

 

Das kleine Juwel der Stadt, das Gamcheon Viertel, erkundete ich zu Fuß. Ursprünglich wurden diese Terrassenhäuser wohl von Anhängern der Taegeukdo Religion und von Flüchtlingen des Koreakrieges gebaut, aber nun sind sie, wohl auch Dank der schönen Aussicht und ihrer bunten Farben, zu einem Highlight der Stadt geworden. Wie an den meisten innerstädischen Ausflugszielen Koreas konnte man sich hier traditionelle Kleidung mieten, um in festlichem Aufzug flanieren und Selfies schießen zu können.

 

Diese Eigenart der Koreaner habe ich in der ganzen Zeit in Korea nicht ausprobiert. Dafür hätte man dann doch einen Reisegefährten gebraucht. Denn alleine macht sowas ja keinen Spaß, nicht wahr?

 

 

Neben kleinen Spaziergängen in Parks konnte mich auch noch das Sealife Busan begeistern, welches aufgrund der Temperaturen (täglich zwischen 34°C-40°C) eine wunderbar kühle Zuflucht bot.

 


 

Meine nächste Station in Korea war die historische Hauptstadt der Shilla-Zeit Gyeongju. Die Shilla- Zeit dauerte von 57 vor Christus bis 935 nach Christus und aus dieser 1000 Jahre andauernden Herrrschaft der Shilla-Könige gibt es unzählige historische Stätten und erstaunlich gut erhaltene Artefakte. Zur Blütezeit dieser Epoche war die Stadt die viertgrößte Stadt der Welt und ist heute vollgestopft mit UNESCO Weltkulturerbe. Zwar wurden die meisten Tempel und Paläste in Korea irgendwann einmal während einer japanischen Besatzung oder Invasion niedergebrannt oder anderweitig zerstört, aber die Koreaner sind seit jeher sehr darum bemüht, solche Orte wieder orginalgetreu aufzubauen. Daher wirkt es wie ein Sprung in eine andere Zeit, wenn man die historischen Orte hier besucht. Besonders dominant im Stadtbild sind die haushohen grasbewachsenen Hügelgräber, die die letzten Ruhestätten der Könige und Königinnen einer längst vergangenen Zeit sind. Allein 23 davon sind im Parkfriedhof von Daerungwon, mitten in der Innenstadt, zu sehen. Auf die Hügel klettern darf man allerdings nicht, darauf stehen hohe Strafen. Früher war es jedoch gang und gäbe, hier ein Picknick zu machen oder runterzurutschen. Das lag daran, dass das Wissen um die Grabhügel eine Zeit lang in Vergesseneit geraten ist und sie erst „wiederentdeckt“ wurden, als ein Häuslebauer mal zufällig zu tief gegraben hat.

 

 

In Gyeongju suchte ich voller Tatendrang die Relikte und Orte dieser längst vergangenen Zeit auf, konnte aber den anstrengenden Punkten einer Südkoreareise nicht entkommen. Das Reisen hier als unkundige europäische Langnase ist mühsam. Lateinische Buchstaben sind rar und Personen, die Englisch sprechen, kann man weder auf der Straße noch in einem internationalen Hostel erwarten. Die Koreaner selber scheinen zwar ausländische Architektur, Kunst und Lebensweisen gerne zu kopieren, interessieren sich aber wenig dafür, tatsächlich einmal das eigene Land zu verlassen und reagieren auch auf Ausländer nicht immer so hilfsbereit und freundlich, wie ich das von anderen Ländern gewohnt war. Viele Ausländer habe ich in Korea sowieso nicht gesehen. Anscheinend ist es für außerkoreanische Touristen noch sehr wenig erschlossen und die paar Europäer, die ich getroffen habe, haben mich in lange Gespräche verwickelt und schienen genauso ausgehungert nach einem Menschen zu sein, der sie versteht, wie ich auch.

 

Eine besondere Herausforderung war für mich die Nahrungssuche. Da ich mich nicht komplett nur von Müsli und Reisbällchen aus dem Supermarkt ernähren wollte und konnte, musste ich jedesmal einiges an Zeit einplanen, um einen geeigneten Imbiss zu finden. Denn Kochgelegenheiten haben Hostels in Korea in der Regel nicht. Und das koreanische Essen ist traditionell sehr sehr scharf. So scharf, dass es für mich absolut ungenießbar ist. Angeblich soll das Essen so scharf sein, um Frust und Aggressionen abzubauen. Nun, ich weiß nicht, wie das bei anderen Menschen ist, aber bei mir hatte es eher den gegenteiligen Effekt...

 

Zu weiteren Schwierigkeiten kommt es beim Bezahlen. Da die ausländischen Kreditkarten nicht von allen koreanischen Geräten akzeptiert werden, empfiehlt es sich immer, ausreichend Bargeld dabeizuhaben. Dabei sollte man sich die Bank, die die eigene Karte akzeptiert und Geld ausspuckt, ganz genau merken, denn in der Regel ist das vielleicht eine von 10...

 

 

 

Mein erster Ausflug in Gyeongju führte mich zum Bulguksa Tempel, der 751 errichtet wurde. Vom Tempel führt ein ca. 2,5km langer, stetig ansteigender Weg zur Seokguram Grotte, die einzigartig in der Welt ist. Es handelt sich hier um eine künstlich angelegte Höhle mit einem Tempel drin. Ehrlich gesagt, gibt es nicht wirklich viel zu sehen, aber der Aufstieg hat mich mit der Sichtung gleich mehrerer Streifenhörnchen belohnt. Und eine Belohnung hatte ich mir verdient, denn das Wandern bei diesen Temperaturen und dieser Luftfeuchtigkeit ist wirklich unanständig anstrengend!

 

Von den einheimmischen Kragenbären, Rehen, Böcken, Flughörnchen und Fischottern habe ich leider nichts gesehen.

 

 

Ich schaute außerdem beim Donggung Palast vorbei, der 679 erbaut wurde und von dem nicht viel mehr als Grundmauern und ein paar rekonstruierte Pagoden stehen. Aber den damals künstlich angelegten See konnte man noch in seiner vollen Schönheit bewundern. Ausgrabungen haben gezeigt, dass damals sogar verschiedene Wildtierarten in dem kleinen Park am See angesiedelt wurden. In Gyeongju gibt es aktuell auch noch viele laufende Grabungen, die man teilweise besichtigen kann.

 

 

Die bei den Grabungen gefundenen Schätze gehen ins Gyeongju Nationalmuseum, welches sehr interessant ist und einen guten Überblick über die koreanische Geschichte gibt. Außerdem kann man hier auch Kronen und andere Schätze aus den Hügelgräbern der Stadt bestaunen. Und es ist klimatisiert. Das sollte zwar nicht das Hauptkriterium bei der Wahl meiner Aktivitäten in Korea sein, aber bei 33°C im Schatten noch vor 10 Uhr morgens muss man ab und zu mal zu solchen Maßnahmen greifen.

 

 

Bei einem Ausflug zum Yangdong-Dorf, welches viele ca. 500 Jahre alte Häuser aus der Joseon Dynastie (1392-1910) hat, bin ich tatsächlich mal auf eine Gruppe von anderen Europäern gestoßen. Nachdem wir uns an der einsam gelegenen Bushaltestelle gefunden hatten, haben wir uns zusammen auf den Weg gemacht. Mal wieder wurde am Eingang eine geführte Tour angepriesen, die es letztendlich gar nicht gab, aber dafür waren wir nicht alleine unterwegs, sondern zu acht. Das machte die ganze Sache viel spaßiger und wir wurden trotz des unterwältigenden Dorfes nicht ärgerlich, weil wir Spaß daran hatten, uns gegenseitig zu erzählen, was wir alles schon in Korea erlebt hatten.

 


 

Meinen nächsten Stopp machte ich in der Stadt Daegu, wo ich allerdings nur eine Nacht blieb. Vielleicht wäre mein Aufenthalt etwas länger geworden, wenn mein Hostel nicht so...speziell gewesen wäre. So erkundete ich ein wenig das Marktviertel der Stadt, sah mir eine Straße mit hübschen Graffiti und ein Kunstmuseum an und besuchte das wirklich interessante Museum für traditionelle koreanische Medizin.

 


 

 

 

Langsam stellte ich fest, dass ich die Größe des Landes überschätzt hatte. Von meinem letzten Aufenthaltsort war ich ca. eine Busstunde entfernt und zum nächsten Ziel waren es auch nur zwei Stunden hin und dann war ich schon fast am anderen Ende von Südkorea. Mit einer Größe von 100.200 km² ist das Land sogar kleiner als die ehemalige DDR. Das hieß, dass mir so langsam die interessanten Ziele ausgingen, aber nicht die Zeit. Die hohen Temperaturen machten jede Wandertour in den (fast immer bergigen) angrenzenden Gebieten unratsam und in den Städten und angrenzenden Ausflugszielen hielt es mich meistens nicht mehr als drei Nächte. Die Variante, zur Insel Jeju zu fliegen, verwarf ich, da der Transport dort für Touristen noch schwieriger sein sollte und ich eigentlich gerade vom Fliegen die Nase voll hatte (auch in Hinblick auf den baldigen langen Heimflug). Also fasste ich den Entschluss, mir an den letzten zwei Stationen mehr Zeit zu lassen und die restlichen Tage in Seoul zu bleiben, wo es sehr viel zu sehen geben soll.

 

 

Ich fuhr als nächstes nach Jeonju, welches mein persönlicher Lieblingsort in Korea werden sollte.

 

Der Start war etwas mühsam, da die Informationen nicht da waren, wo sie sein sollten und Busfahren in Korea ja immer ein kleines bisschen wie Lottospielen war. Aber schließlich kam ich in einer sehr liebevoll eingerichteten Herberge an, in der tatsächlich auch Englisch gesprochen wurde! Das Hostel befand sich am Eingang eines sehr großen Hanok-Dorfes, welches eine der Hauptattraktionen in Jeonju war. Über 800 alte, sehr liebevoll gepflegte Häuser sind hier noch erhalten und ergeben eine wundervolle Atmosphäre, in der Besucher mit oder ohne Hanbok (traditionelle Kleidung) flanieren. Dies war der erste Ort in Korea, wo ich mich auf Anhieb wirklich wohlgefühlt habe.

 

 

 

Ich habe viele Stunden einfach damit verbracht, durch dieses wundervolle Dorf zu streifen und die kleinen Gassen zu erkunden. Einige der alten Häuser waren noch immer Wohnhäuser. Andere wurden zu Gasthäusern oder kleinen Läden umfunktioniert. Ich besuchte verschiedene Tempel und Schreine, wie z.B. den Gyeonggijeon-Schrein, der zum Gedenken der Gründung der Joseon- Dynastie (1392-1910) errichtet wurde und sehr gut erhalten ist. Das Herzstück des Schreins ist das Portrait des Gründers der Dynastie, König Yi-Seong-gye. Portraits von den koreanischen Königen sind sehr selten, da ihnen der gleiche Respekt entgegengebracht werden musste, wie der richtigen Person.

 

 

Am anderen Ende des Hanok-Dorfs gelegen, gab es das Kunstdorf. Hier wurde ein Kunstprojekt durchgeführt, um die Nachbarschaft wiederzubeleben. In dem kleinen, am Hang gebauten Stadtteil gab es unzählige Graffiti, durch die man durchspazieren und Fotos schießen konnte.

 

 

Am letzten Tag in Jeonju fuhr ich zunächst zum Deokjin Park, um dort den großen Seerosenteich zu bewundern und anschließend in den Zoo. Hier war dank Umbauarbeiten zwar nicht so viel los, aber ein paar süße Tierchen gab es doch zu bewundern.

 


 

Einmal musste es ja so passieren...bei meinen Bemühungen zum Busterminal zurückzufinden, bin ich in den falschen Bus eingestiegen, der mich ans falsche Ende der Stadt gebracht hat. Nachdem sich keine anliegende Bushaltestelle als geeignet erwiesen hatte und ich schon ein ganzes Stück zu Fuß zurückgelegt hatte, habe ich schließlich ein Taxi rangewunken, welches mich zum Terminal bringen sollte. Natürlich hielt es erst mal am falschen Terminal, weshalb ich trotz Taxi immernoch 10min. Fußweg hatte.

 

Doch schließlich saß ich im richtigen Intercity-Bus, der mich nach Suwon brachte. Mit den Stadtbussen erreichte ich den Ort, an dem mein Hostel sein sollte und fand es dann auch schließlich, nachdem ich schon 3x um den gleichen Häuuserblock gelaufen war. Zum Glück konnte ich in diesem Hostel dann gleich einchecken, was alles andere als selbstverständlich ist.

 

 

 

Suwon ist eine Stadt, die noch einen sehr gut erhaltenen Palast hat, den Hwaseong Haenggung Palast und dazu eine komplette Festungsanlage. König Jeongio hat die Stadt erbauen lassen, als er das Grab seines Vaters hierher verlegen ließ. Wie so viele alte Anlagen in Korea, wurden auch diese von UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Der Palast ist heute auch ein beliebter Drehort für historische Filme und Serien und ich hatte das Glück, einen kurzen Blick auf ein paar Dreharbeiten erhaschen zu können, da ich sehr früh da war und eine Führung für mich alleine beanspruchen konnte.

 

 

Auf der Mauer der Festungsanlage kann man die Innenstadt einmal komplett umrunden. Immer wieder kommt man an Wachhäusern oder Kanonen oder anderen Bauten vorbei. Am Yeonmuae-Punkt machte ich eine Verschnaufpause in einem Café, welches einen schönen Blick auf einen großen Übungsplatz gab. Zu meinem Glück passte ich dann die Zeit für's Bogenschießen perfekt ab und konnte meine diesbezüglichen Fähigkeiten mal austesten. Für Außenstehende mag das nicht besonders klingen, aber ich habe tatsächlich einmal die mit Stroh gefütterte Zielscheibe getroffen!

 

 

 

Von der Seojangdae Kommandostation, dem höchsten Punkt der Festungsanlage, von dem man einen tollen Ausblick über die Stadt hat, ging ich dann wieder hinab zum Paldalmun Tor und dann zurück in meine Unterkunft.

 

 

Da die Stadt einige Museen und Kunstprojekte hatte, konnte ich einen Tag komplett der Kunst widmen. In den Ausstellungen der großen Museen fand sich hier und da mal etwas ansprechendes, aber allgemein waren es eher die kleineren Orte, die meinem Geschmack entsprachen. Und auch hier gab es eine kleine Ecke in der Stadt, die mit Graffiti verschönert wurde.

 


 

Als ich in Seoul ankam, hatte ich noch ca. 2 Wochen Restzeit in Korea. Zuerst habe ich mir noch vorgemacht, dass ich von Seoul aus noch Ausflüge machen könnte, wie zum Beispiel in die Demilitarisierte Zone, doch daraus wurde Aufgrund meiner Unentschlossenheit nicht wirklich was. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mir einfach in Seoul noch Sachen ansehen und ansonsten meine Zeit bis zur Abreise abwarten wollte. Denn jeder neue Ausflug außerhalb der Hauptstadt bedeutete, sich wieder den Mühen zu stellen. Und dazu war ich schlicht und einfach nicht mehr bereit. Ich hatte zu viel Zeit für ein zu kleines Land eingeplant, mit überschaubaren Attraktionen und wenig Möglichkeiten auf Ausflüge in die Natur. Vielleicht war es der Umstand, dass es das Ende der Reise war, der mich so unflexibel machte, mich den Gegebenheiten anzupassen, vielleicht machte es mir das Land auch einfach wirklich schwer. Meine größten Selbstvorwürfe wurden mir durch den Umstand genommen, dass ich bei weitem mit meiner Meinung nicht alleine war, sondern sie häufig auch von anderen Europäern hörte, die ich in Korea traf. Korea hat durchaus sehenswerte und schöne Ecken, aber es ist kein einfach zu bereisendes Land.

 

 

 

Und so freute ich mich, als ich eine Bekannte von einer früheren Station noch einmal wiedertraf, und wir zusammen einen Abend ans Ufer des Han-Flusses gingen, wo es Livemusik gab, und einfach nur quatschten. Wir machten einen Ausflug ins Hanok-Dorf von Seoul, wo wir allerdings weniger freundlich empfangen wurden.

 

 

Wieder alleine besorgte ich mir eine Sammeleintrittskarte für die vielen Paläste der Hauptstadt und stattete diesen einen Besuch ab. Ich schaute mir Kunstmuseen und Szene-Viertel an, oder verbrachte auch einfach mal einen Tag damit, durch Parks und Seouls unterirdische Shoppingcenter zu bummeln und ein Buch zu lesen.

 

 

Als es einen Tag "nur" 28°C werden sollte, wanderte ich auf den Hausberg von Seoul, auf dem das Wahrzeichen der Stadt, der Fernsehturm, steht. Auf dem Gelände gab es tausende von Liebesschlössern, die Leute hier zurückgelassen haben.

 

 

Seoul ist generell tatsächlich internationaler, als der Rest Koreas, und man kann sich über zahlreichere Beschriftungen und Touren auf Englisch freuen. Außerdem hatte ich hier genug Zeit, um auf Souvenierjagd zu gehen und seelisch und moralisch von der langen Reise Abschied zu nehmen. Am Ende der zwei Wochen war ich mehr als bereit dazu und freute mich unglaublich auf meine Rückkehr nach Deutschland.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria (Freitag, 02 November 2018 20:20)

    Dass es Dir in Korea nicht so gefallen hat, wussten wir ja schon. Du hast es aber trotzdem geschafft, uns ein paar schöne Seiten des Landes zu zeigen. Vielleicht ist das Reisen dort in ein paar Jahren etwas einfacher. Auch die Koreaner werden schließlich feststellen, dass sie Teil einer Weltgemeinschaft sind. Aber Du warst jetzt schon dort und kannst mit Recht stolz auf Dich sein, Dich dort ganz alleine durchgeschlagen zu haben!

    Übrigens erwarte ich eigentlich noch einen Blogeintrag, aber vielleicht nicht sofort. Nämlich über das Heimkommen. Das ist nach einem Jahr doch fast genau so aufregend wie eine neue Reisestation!